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Biker Gottesdienst 2024

Liebe Bikergemeinde,

fahrt immer mit genügend Öl, habt Sprit im Tank und seid in jeder Hinsicht umsichtig und klug.

Wenn Jesus heute hier wäre, im Jahr 2024 und in Krefeld, würde er sicher nicht mehr von Brautjungfern reden. Und er würde auch nicht von fünf vor zwölf reden: von der Zeit, als die Bauarbeiter schnell das Gerüst verlassen mussten, damit sie nicht mit ihrem Gewicht das Gerüst so beschwerten, dass es beim Glockenschlag zusammenbrechen würde. Ja, fünf vor zwölf, das würde Jesus auch nicht mehr sagen, weil heute keiner mehr auf dem Feld arbeitet und ein akustisches Pausensignal bräuchte. Und Jesus würde auch nicht fünf vor zwölf als Bild benutzen, weil wir hier nicht in einem Kloster sind, wo alle Mönche innehalten, zu Gott besten, um dann sich auf den Weg zum Mittagsgebet und zum Mittagessen machen.

Obwohl: vielleicht würde er uns zurufen:

Liebe Bikerinnen, liebe Biker,

auch für euch ist es immer wieder fünf vor zwölf. Bevor ihr müde werdet: haltet inne, haltet an. Sonst schlägt euch die Stunde schneller als euch lieb ist. Achtet darauf, ob euer Motor noch genug Öl hat und ihr noch genug Sprit im Tank, eure Reifen genug Profil und euer Helm genug Sicht: haltet immer wieder inne und seht nach dem Rechten. Sonst wird es euch nicht gut gehen auf euren Wegen.

Liebe Bikerinnen, liebe Biker,

es ist fünf vor zwölf: das rufen uns auch Menschen zu, die um die Schöpfung besorgt sind. Der Klimawandel ist spürbar, dieses Jahr blüht alles drei Wochen zu früh, das macht die kalten Nächte so gefährlich. Vieles ist erfroren in der letzte Woche, Wein- und Obsternte werden schlechter ausfallen dieses Jahr. Darum seid sorgsam und achtsam auf die Natur. Rast nicht, sondern genießt. Fahrt umsichtig. Ohne schlechtes Gewissen, aber mit Verantwortungsgefühl. Achtet auf die Tiere, achtet auf die Natur. Damit unserer Welt nicht die letzte Stunde schlägt.

Liebe Bikerinnen und Biker,

seid einfach klug. Und erinnert euch daran, dass Gott uns einmal zu sich ruft, zu einem Fest, einem Freudenfest. Der Tod gehört zum Leben, auch zu meinem Leben. Aber am Ende steht Gottes Einladung zu einem Fest. Hoffentlich nicht so schnell – schöpft die Zeit aus. Fünf Minuten können auch eine halbe Ewigkeit sein. Darauf hoffen wir, dass wir ein langes und gutes Leben haben. Und wir dürfen hoffen, dass nach diesem Leben wir von Gott zu einem Fest gerufen werden, zu einem Hochzeitsfest. Das ist ein Gedanke, den wir gerne wegschieben: aber mich trägt das. Letzte Woche hat meine mittlere Tochter geheiratet. Zwei Frauen sind in weißen Brautkleidern durch die Kirchentüre eingezogen, um zueinander Ja zu sagen und mit Freunden, Wegbegleitern, uns als Familie zu feiern. Es war ein wunderbares Fest.

Wir haben bei dem Fest auch an alle die gedacht, die dieses Fest nicht mehr mitfeiern durften. „Wir wünschen euch, dass auch ihr heute einen Festtag habt, wir wünschen euch viele Festtage, dort, wo ihr jetzt seid.“ So hat es eine der Bräute bei der Ansprache gesagt. Und mich hat das getröstet, als ich mir die Menschen in Erinnerung gerufen habe, die schon vorausgegangen sind.

Es ist fünf vor zwölf, liebe Bikerinnen und Biker,
und zur hohen Stunde, zur hohen Zeit, zur höchsten Zeit da kommt das Himmelreich. In diesem Vertrauen wünsche ich allezeit gute Fahrt, Gottes Segen und Geleit auf den Wegen – und möglichst lange für jede und jeden für euch: „fünf vor zwölf“

Wenn ich auf dem Motorrad bin, bleibt ein wenig die Zeit stehen. Ich falle aus der Zeit, aus meinem Alltag, aus der Hektik. Und genieße. Die Zeit bleibt stehen, fünf vor zwölf. Es ist, als ob für mich die Glocken läuten, ich innehalten darf. Komisch. Ich beschleunige und entschleunige, ich fahre und sitze, es ist laut und es ist ruhig. Es ist fünf vor zwölf, wenn ich losfahre. Es ist fünf vor zwölf, wenn ich ankomme. Und habe dann, hoffentlich, immer noch genug Öl im Motor, Benzin im Tank, Profil auf den Reifen – und Hoffnung. Vielleicht habe ich sogar ein wenig das Himmelreich gesehen. Und Hoffnung geschöpft. Vielleicht sehen wir es ja, auf den nächsten Ausfahrten. Bleibt behütet. Amen.

WIR 2/2024: Geistliches Wort

Liebe Leserinnen und Leser,

jetzt ist die Zeit. Nicht gestern, nicht morgen. Jetzt!

Dieser Satz steht am Anfang des ältesten Evangeliums. „Jetzt ist die Zeit erfüllt.“ Gott ist nah, kehrt um, schenkt Gott Vertrauen. Jetzt ist die Zeit.

Ich staune, immer wieder, über dieses Jetzt. Sind Erinnerungen nicht wichtig, geht es nicht um die Zukunft – in meinen Gedanken und in meiner Welt? Nein, es geht um das „Jetzt“. Und um das, was damit verbunden ist. Wie geht es Dir, jetzt gerade?

Mit der Frage nach dem „Jetzt“ gehe ich regelmäßig in das Pflegeheim, in dem mein Vater seit zwei Jahren lebt. Es war ein schwieriger Übergang, die Zeit davor, das Gestern, war dunkel. Und auch das Morgen war offen. „Das war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt mein Vater oft, „mir geht es hier so gut wie schon lange nicht mehr.“ Und dann strahlt er mich an. Und er strahlt aus. „Jetzt ist es gut.“

Wenn mein Vater das sagt, spüre ich eine großen Erleichterung. Denn gestern stand noch anderes im Raum – und manches ist offen, unabgeschlossen geblieben und wird es auch bleiben. Aber worauf kommt es denn wirklich an im Leben? Auf das Jetzt, sagt Jesus.

Und er gibt dem Jetzt eine ganz neue Qualität. „Jetzt ist die Zeit. Sie ist erfüllt. Gott ist nahe. Wendet euch zu ihm. Vertraut Gott.“ Es sind nicht viele Sätze, aber in ihnen ist so viel gute Botschaft enthalten. Sorgen gelten oft dem Morgen, Schuldgefühle macht oft das Gestern. Aber im Jetzt zu sein, darauf liegt der Segen.

„Wer da ist, ist richtig.“ Das habe ich in einer Ausbildung gelernt. Es kommt auf das Hier und Jetzt an. „Schön, dass du jetzt da bist.“ Diese Haltung begegnet mir bei meinem Vater seit einiger Zeit. Und das tut gut, unendlich gut.

Mir fallen so viele Begegnungen ein, bei denen es vor allem darauf ankommt, jetzt da zu sein. „Zur richtigen Zeit der richtige Mensch am richtigen Platz“, und gut ist. Gut genug ist. Es wäre ein großer Segen, wenn wir von diesem Gedanken durchdrungen sind, weil damit der Moment sich öffnet: auf Gott hin. Versuchen wir es doch einfach mal: Jetzt ist es gut, denn jetzt ist die Zeit. Wofür auch immer, dafür bin ich offen. Ich nehme es aus Gottes Hand. Denn: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“

Eine gesegnete Zeit, im Hier und Jetzt, wünscht Ihnen und uns allen von Herzen

Ihr

Pfarrer Falk Schöller Citykirchenpfarrer Krefeld